River Mera (Italy)
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Eines der offensichtlichen Reviere für Fliegenfischer, die in der norditalienischen Metropole Mailand wohnen, ist der Fluss Adda, der sich durch ein malerisches Tal schlängelt, welches auch für lokale kulinarische Spezialitäten bekannt ist. Ich wollte schon immer mal mein Glück dort versuchen, zumal der Adda kaum mehr als eine Autostunde von Mailand entfernt ist. Mehrmals geplant und dann doch verschoben, hat es an einem wunderschönen Mai-Wochenende schliesslich geklappt. Doch: zu füh gefreut. In der kleinen Ausgabestelle für Angelerlaubnisse in Sondrio musste ich zu meiner grossen Enntäuschung erfahren, dass der Adda Hochwasser führt und sogut wie unbefischbar ist. Ich wollte schon aufgeben und mich den lokalen Culinaria widmen, als ein italienischer Fliegenfischer mir die Mera, einen Zufluss des Adda, als Alternative vorschlug….
Dieser freundliche Kollege begleitete mich sogar bis ans Wasser, um mir die besten Stellen im unteren Abschnitt zu zeigen. An der Mera angekommen, stellte ich mit Erleichterung fest, dass der Fluss nicht nur einen ‘normalen’ Wasserstand führte, sondern auch landschaftlich äusserst schön gelegen ist. Vor allem ging es dort wesentlich ruhiger zu, als in dem mit Wochenend-Ausflüglern doch recht überlaufenen Adda-Tal.
Ich entschied, ein wenig weiter stromauf anzufangen, die Angelstelle war entlang eines Feldweges zu erreichen. Ein Geländewagen ist zwar hilfreich, aber nicht unbedingt erforderlich, um dort hinzukommen..
Ich fange etwas unterhalb der ersten Strassenbrücke, die stromauf von der Mündung der Mera in den lago di Mazzola gelegen ist, zu fischen an. Dabei merke ich, dass ich nicht alleine, und – in Italien bin! In welch anderem Land sonst trennt sich der lokale Fliegenfischer selbst dann nicht von dem Mobiltelefon am Ohr, wenn er hüfttief in schneller Strömung steht? (siehe kleineres Bild…)…((-:
Der erste Erfolg stellt sich alsbald in Gestalt einer quirligen Bachforelle ein, die in der gleissenden Mittagssonne eine kleine Moskito nahm. Der Fisch stand in stärkerer Strömung, wo das Wasser besonders sauerstoffreich ist…
Nach einigen weiteren, leider erfolglosen, Versuchen an derselben Stelle, entscheide ich, weiter stromauf zu ziehen…..auf dem Weg wird man durch wunderschöne Panoramen des unmittelbaren Voralpenlandes belohnt…
Diesmal hat der Geländeauto praktischen Nutzwert, denn die Stelle, die ich ins Auge gefasst habe, ist nur 2 km quasi querfeldein durch Wald und Wiese zu erreichen.
Dieser Flussabschnitt, etwa 2 km unterhalb von Chiavenna, sieht vielversprechend aus. Allerdings ist keine Oberflächen-Aktivität auszumachen, daher nehme ich neben meiner obligatorischen 4er Rute für die Trockenfliege, auch die 6er Nymphenrute mit ans Wasser.
Ein Blick unter einen Stein, der in der Stroemung liegt, offenbart ganze Kolonien von Köcherfliegen-Larven.
Leider offenbart der Blick in die Nymphendose gleichzeitig, dass ich keine exakte Imitation zur Hand habe. Das ist der Fluch der einseitigen Konzentration auf’s Fischen mit der Trockenfliege…..man optimiert sein ‘trockenes’ Sortiment, vernachlässigt aber gleichzeitig Nassfliegen und Nymphen. Was bleibt anderes übrig, als es mit einer halbwegs ähnlichen Imitation zu versuchen? Die Mühe (für mich: statt mit der Trockenen, mit der Nymphe fischen zu müssen…) wird schliesslich mit einigen Regenbogen-Forellen belohnt…..und mit im Flusswasser optimal temperiertem Erfrischungsgetränk.
Alles in allem, bietet die Mera eine schöne Alternative zum bekannten Adda. Der Fluss kann auf einer mehrere Kilometer langen Strecke zwischen der Einmündung in den Lago di Mazzola (kurz vor dem Comersee) und Chiavenna befischt werden. Der Bestand besteht überwiegend aus Bach- und Regenbogenforellen, die aufgestockt werden. Es gibt auch zwei jeweils mehrere km lange Abschnitte, die aussc;liesslich mit der Fliege befischt werden dürfen (nähere Informationen sind in der Karetenausgabe-Stelle in Sondrio zu erhalten)…und: die voralpine Landschaft ist einfach atemberaubend!
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