Salmon of River Børselv (Norway) 

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by P.Majeran  

Finnmark ist ein grosses, dünn besiedeltes Gebiet im äussersten Norden Norwegens, wo die Natur noch weitgehend intakt ist. Luft und Wasser sind klar und rein, wie man es kaum noch auf diesem geplagten Planeten findet. Für den Fliegenfischer bietet Finnmark zahlreiche Möglichkeiten. Am bekanntesten ist wohl die Pirsch auf salmo salar in berühmten Flüssen wie Alta, Lakselv oder Tana. Aber es gibt dort auch zahlreiche weniger bekannte Lachsflüsse. Einer davon ist der Borselv, auf den die Wahl der euroflyangler-Redaktion dieses Jahr fiel, um es mal wieder auf Lachs zu versuchen....


Kaum in unserer Holzhütte am Porsangerfjord angekommen, montieren wir unsere Lachsruten (das heisst: ich muss auf meine Reserve-Rute zurückgreifen, weil der grössere Teil meines Sperrgepäcks wieder einmal von der Fluglinie verschlampt wurde..) auf skandinavische Art auf’s Auto und fahren unseren ersten Würfen am Borselv entgegen. Die Strasse führt uns durch das Dorf Borselv, wo wir die Erlaubnisscheine kaufen, und anschliessend einige Kilometer weiter ins Flusstal.


Die Tageskarte zu bekommen (und für Gäste gibt es nur Tageskarten) stellt sich als einfacher heraus, als wir zunaechst geglaubt haben, obwohl die Anzahl limitiert ist. Reservierungen sind nicht möglich, und jeden Tag müssen sich die interessierten Gastangler um 17:00 Uhr in der Ausgabestelle, die sich ca. 1 km fulssauf vom Ort Borselv befindet einfinden. Diesmal, und für die restlichen Tage unseres Aufenthalts, reichen die Lizenzen für alle. Der Borselv ist in drei Zonen unterteilt, jede einige Kilometer lang. Wir werden die populäre Zone 1 befischen, die sich ca. 10+ km von der Mündung in den Porsangerfjord bis zum beeindruckenden Canyon erstreckt...


So faszinierend der Canyon auch aussehen mag, er kann nicht befischt werden...daher entscheiden wir, weiter flussab loszufischen. Vom hohen Ufer aus betrachtet, sieht das Wasser sehr fischbar und gar nicht sehr tief aus. Als wir unten am Fluss ankommen, merken wir die optische Täuschung, hervorgerufen durch das kristallklare Wasser. Tatsächlich ist der Wasserpegel recht hoch, und die Strömung äusserst stark. Die Bedingungen, einen Lachs an die Fliege zu bekommen, sind alles andere als ideal....


So beginnen wir, eingetaucht in die Weite der nordischen Landschaft, unseren Kampf gegen die äusseren Umstände. Der Fluss ist nicht nur hoch und stark, er ist stellenweise auch sehr breit. Weite Speycasts sind erforderlich.


Eine weitere Herausforderung (und ja: Lachsfischen ist voller Herausforderungen) ist die Wahl der Fliege. Alle lokalen Experten, die wir befragen, raten uns zu grünen Mustern. So musste es ja kommen, ausgerechnet diese Farbe ist in unseren ansonsten bestens sortierten Lachsfliegen-Dosen selten. Wir benutzen alles ‘grüne’, was wir finden können, meistens tubeflies, und fischen sinkende Schnüre aufgrund des hohen Wassers.


Am ersten Tag keine Spur von Lachs. Wir legen einen Tag Pause ein, und fangen zumindest im Fjord einige Fische (keine Laches, leider..). Bein nächsten Versuch am Borselv entscheiden wir uns für das andere (linke) Ufer, wo der Zugang schwieriger ist und lange Märsche durch den Uferwald nötig sind. Es stellt sich wieder als eine Herausforderung dar, denn die linke Uferseite weist deutlich weniger zugängliche Beats und Pools auf. Jetzt verstehen wir, warum hier kaum jemand fischt.....


Nicht einmal am lokal bekannten ‘Smirnoff-Pool’ – benannt nach dem Lieblingsgetränk von ein paar Fischern, die die leeren Flaschen ihrer bevorzugten Marke in die Uferbäume gehängt hatten – schenkt uns einen Fisch (das erklärt womöglich den Vodka-Konsum unserer Vorgänger?). Dennoch geben wir nicht auf und fischen die Nacht hindurch, mit Pausen am Lagerfeuer. Bitte beachten: auf den Bildern ist in etwa die dunkelste Stunde zu sehen, denn es ist Mitte Juli in Finnmark, und wir sind kaum 100 km südlich des Nordkaps. Der Deal lautet also: bezahle eine Woche, fische zwei (kompletter Schlafentzug vorausgesetzt..)..(-:


Am dritten Tag sind wir zurück auf der rechten Uferseite. Wir entscheiden uns diesmal für einen recht bekannten Beat in etwa auf halber Höhe der Zone 1. Zu unserem Erstaunen fischen wir hier stundenlang alleine. Aber, wohl aufgrund des gleissenden Sonnenscheins und Rekord-Temperaturen um 30 (!) Grad, bleiben wir erfolglos. Das Wasser ist nicht allzu kalt, aber der Wasserstand ist noch nicht merklich gesunken.


Gegen Abend fällt Schatten auf die Wasseroberfläche, und...wir fischen nicht mehr allein. Ein lokaler Fliegenfischer erscheint, und fischt den Beat systematisch Wurf um Wurf ab. Es dauert nicht lange, und er ist an einem Lachs fest....


Wir sind Zeugen, wie der freundliche Petrijünger mit grossem Geschick den Lachs zunächst müde drillt, dann mittels Schwanzwurzelgriff landet. Ganz klar: das tut er nicht zum ersten Mal. Der Lachs ist ein frisch aufgestiegener Fisch von 4,8 kg. Neu motiviert, versuchen wir es noch für einige Stunden...leider wieder ohne Erfolg.


Nach etwa 20 Stunden ununterbrochenen Fischens, entscheiden wir, dem Fluss und uns einen Tag Ruhe zu gönnen. Als wir wieder am selben Beat zurück sind, merken wir, dass der Wasserstand etwas gefallen ist. Am Ende des Beats und weit an der anderen Uferseite sehe ich Lachse, die sich ab und zu im Sprung zeigen. Ich wate weit hinaus zur kleinen Insel in der Mitte der Strömung, um in Wurfweite zu gelangen. Schon nach wenigen Würfen ist unser erster Lachs gehakt..


Trotz der kräftigen 15 ft Rute habe ich alle Mühe, den Lachs von einer Flucht stromab in die reissende Strömung am Auslauf des Beats abzuhalten. Meine Landekünste sind offenbar weniger gut entwickelt als bei dem norwegischen Kollegen, und ich schaffe es aufgrund der starken Strömung im ersten Anlauf nicht, den Lachs zu fassen zu kriegen. Ich muss schliesslich die ‘walk the dog’ Technik anwenden, um den Lachs in seichtes Wasser bei der Insel zu führen.


Am Ufer liegt schliesslich ein frischer Aufsteiger von 2,8 kg und in top Kondition. Er nahm ganz klassich, eine an der Schwimmschur angebotene Blue Charm Gr. 4, featherwing und auf Doppelhaken gebunden (keien Spur von grün!). Es soll der einzige Lachs bleiben, den wir in den vier Tagen fangen, obwohl wir am selben Tag noch einige weitere Anbisse haben, die wir aber leider nicht verwerten können. Hat es also gelohnt?...Ja, unbedingt! Schliesslich ist es Teil der Magie des Lachsfischens, dass tagelang nichts geschieht, und das Blatt sich urplötzlich wendet. Das macht den raren Fang umso mehr zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wir werden an den Børselv zurückkehren!


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